Der Apfel in der Welt - Interpoma

Innovation, Verbraucherverhalten, Neuheiten auf dem Gebiet der Wissenschaft, Technologie und Forschung: Über zwanzig Referenten von internationalem Format beschäftigten sich in diesen drei Tagen in Bozen mit brandaktuellen und zukunftsweisenden Themen der Apfel-Branche


Drei Tage, dicht gefüllt mit Inhalten und Anregungen - Der internationale Kongress “Der Apfel in der Welt” - traditionelle Interpoma Veranstaltung, die vom Fachmann Kurt Werth koordiniert wird – fand vom 24. bis zum 26. November auf der Messe Bozen statt und zog wieder zahlreiche Fachleute an, die daran interessiert waren, zu erfahren, was sich im Apfelsektor bewegt und was die Zukunftsaussichten sind. Über zwanzig Referenten von internationalem Format wechselten sich ab und haben über ihre Perspektive des Marktes, der Verbraucher und der Neuheiten in Bezug auf Wissenschaft, Forschung und Technologie gesprochen. 

Erster Tag: "Der Apfelmarkt im Umbruch“

Unter dem Vorsitz von Gerhard Dichgans, Direktor des Verbands der Südtiroler Obstgenossenschaften (VOG), wurde der erste Tag dem Apfelmarkt gewidmet. Arnold Schuler, Landesrat für Landwirtschaft der Provinz Bozen, stellte das Thema der Veränderung der Produktionstechniken und die Organisation des Marktes vor: Innovation und Know-how, wobei Südtirol Vorläufer und Vorbild für den Rest der Welt ist, sind die grundlegenden Hebel, um den Umbruch zu vollziehen. Herbert Dorfmann, Vertreter des Europäischen Parlaments, sprach über die Zukunft der europäischen Agrarpolitik, die Verbesserungen des Versicherungssystems und Anreize beinhalten wird, um die Gruppierungen in Schutzkonsortien zu erleichtern. Ein Schwerpunkt lag auf den Südtiroler Obstbauern, mit einem Fachvortrag von Siegfried Rinner vom Südtiroler Bauernbund (SBB):  „Auf den Apfelanbau in Südtirol entfallen 55% des landwirtschaftlichen Reichtums des Territoriums, 67% der Betriebe haben zwischen 2 und 10 Hektar kultivierbaren Boden. Der Ertrag pro Hektar ist in den letzten zwanzig Jahren um 63% angestiegen und hat damit die Höchstgrenze der Produktivität erreicht. Rund um den Südtiroler Apfel finden sich neben den Produzenten viele andere Beteiligte“ - so Rinner. „Erzeugerorganisationen, Versicherungsverbände, Baumschulen, Versuchs- und Forschungszentren, die Messe: Ein Kosmos aus vielen kleinen, aber wichtigen Planeten. Menschen, die miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Es ist ein einzigartiges Phänomen in der ganzen Welt.“ 

Joan Bonany, Agraringenieurin und Leiterin des IRTA (Institut de Recerca i Tecnologia Agroalimentaries) befasste sich mit dem Thema der Intensivierung und Nachhaltigkeit beim Apfelanbau, bzw. wie man mit weniger oder mit besseren Ressourcen mehr produzieren kann. Sie ist der Ansicht, dass Technologie bei der Minimierung der Umweltauswirkungen beispielsweise über Techniken der Belichtung oder der automatisierten Ernte helfen kann. Den ersten Tag beendete Helwig Schwartau von der AMI (Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH) mit einer demographischen Analyse der Apfelkonsumdaten in Europa und der Welt: "Wir leben in einer Zeit, in der die Verbraucher mehr und mehr Qualität, Geschmack und Sicherheit suchen und bereit sind, dafür auch einen höheren Preis zu bezahlen.“

Zweiter Tag: "Das Wort hat der Verbraucher“

Am zweiten Tag, unter dem Vorsitz von Michael Oberhuber, Direktor des Land- und forstwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg stand der Verbraucher, neue Verhaltenstrends und die Bedeutung der sensorischen Eigenschaften bei der Kaufentscheidung im Mittelpunkt. 

Valerie Lengard Almli von Nofima hat die Bedeutung der sensorischen Driver (Aussehen, Beschaffenheit, Duft, Geschmack und Geruch) bei der Definition einer Präferenz und die Korrelation zwischen diesen Eigenschaften und den soziodemografischen Eigenschaften der Verbraucher aufgezeigt. "Die Kultur, der Lifestyle oder die vorherige Verbrauchererfahrung beeinflussen die Wahrnehmung des Verbrauchers", betonte sie. "Deshalb sind bei einer Kaufentscheidung nicht nur die produkteigenen Elemente von Bedeutung.“ 


Alessandra Castellini, Professorin in der Abteilung für Agrarwissenschaften an der Universität Bologna, präsentierte ein aktuelles Forschungsprojekt, durchgeführt mit 301 Konsumenten von Äpfeln, das darauf abzielte, die Kaufgewohnheiten und die Variablen zu identifizieren, die für eine Erhöhung der WTP (Zahlungsbereitschaft) oder für die Bereitschaft der Verbraucher einen höheren Preis im Austausch für bestimmte wahrgenommene Merkmale zu bezahlen maßgeblich sind. Eine Studie, die in fünf Geschäften in Bologna, einer Stadt in Norditalien, durchgeführt wurde, zeigt, dass die Verbraucher häufig einen Apfel kaufen, weil sie ihn für äußerst gesund halten und weil sie ein lokales Produkt vorziehen, wobei sich die WTP deutlich erhöht.  Weiter ging es mit dem Vortrag von Roger Harker von Plant&Food Research über die Beziehung von Genetik, ethnischer Zugehörigkeit und Wahrnehmung durch den Verbraucher: "Es ist spannend, wie ein Produkt sich mit den verschiedenen Kulturen der Welt und wie sich die Menschen mit Nahrung in Zusammenhang bringen, welche sind die emotionalen Faktoren, die zur Wahl eines Produkts führen und die Eigenschaften, die den Kauf und den Wiederkauf beeinflussen." Ronan Symoneaux, Ingenieur der Abteilung für Lebensmittelwissenschaft und -technologie und Biorisorse in Angers, hat eine Studie vorgestellt, die in Frankreich zur Bestimmung der Leitfaktoren der Präferenzen im Vergleich zu den Rohstoffen, den demographischen Faktoren und den Produktionsprozessen durchgeführt wurde. Das Ergebnis dieser Studie zeigte eine potentiell größere Bereitschaft zum Kauf als Folge einer besseren Kommunikation mit den sensorischen Eigenschaften des Apfels: Knackig, saftig reif, süß und aromatisch.

Eine interessante Innovation kommt aus dem Land- und forstwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg. Lidia Lozano und Michael Oberhuber, Direktor des Zentrums, haben einige Ergebnisse der qualitativen und instrumentalen Laboranalyse von mehr als 200 Apfelsorten vorgestellt. „Es gibt sehr viele Sorten: Vom Aussehen und vom Namen her können sich einige auch ähneln“, erklärte Lidia Lozano. „Bei bei den intrinsischen Eigenschaften wie Knackigkeit, Säure, Herbheit hingegen sind diese Sorten jedoch sehr verschieden, manchmal sogar das genaue Gegenteil. Die Wahl wird für den Durchschnittsverbraucher dann schwierig. Dank der qualitativen Analyse wissen wir, dass jede Sorte ein anderes Marktfenster hat. Der Kompromiss ist daher eine Gruppe von Äpfeln zu finden, die den Eigenschaften, welche den meisten Menschen gefallen, entgegenkommen.“ 

„Die instrumentelle Analyse der Sorten mit fortschrittlichen Technologien wie DNA-Finger-Printing erlaubt uns die Sorten gemäß ihres chemischen Profils zu clustern“, fügt Oberhuber hinzu. „Wir haben die Plattform Pomosano ins Leben gerufen, um die Erzeuger mithilfe einer beachtlichen Datenbank mit landwirtschaftlichen, chemischen und sensorischen Daten, die gemäß genetischer Prinzipien und auf der Grundlage der lokalen Gebietsmerkmale identifiziert wurden, zu unterstützen.“

Der zweite Tag endete mit dem Vortrag von Klaus Glasser, CEO von Vog Products, der sich optimistisch gibt, was die Zukunft der Apfelprodukte anbelangt. Superfrisch, nachhaltig und zertifiziert: Das sind die Eigenschaften, die die neuen Verbraucher wollen und der Geschmack wird zunehmend wichtiger. „Die Millennials sind informiert. Sie sind neugierig und wollen neue Dinge erleben. Sie sind gesundheitsbewusst, meiden Traditionelles, suchen Qualität und sind durchaus bereit, dafür etwas mehr auszugeben. Fertiggerichte, Smoothies und Portionspackungen. Der Mehrwert für diese Produkte ist sehr hoch und hier hat der Apfel einen neuen Markt, der entdeckt werden will.“


Dritter Tag: “Neues aus Wissenschaft, Forschung und Technologie“

Der dritte Tag, unter der Leitung von Prof. Massimo Tagliavini von der Freien Universität Bozen, berührte das Thema Neuheiten auf dem Gebiet der Wissenschaft, Forschung und Technologie im Apfelsektor.

Dr. Dieter Bologna vom Konsortium der Südtiroler Baumschuler KSB konzentrierte sich am letzten Tag auf Produktionszahlen von Pflanzenmaterial aus dem Jahr 1981(Jahr der Gründung des Konsortiums), bis zur Gegenwart, wobei der Schwerpunkt auf den wichtigen stattgefundenen Veränderungen lag. Regelmäßig wachsende Produktion, bei veränderter Marktzusammensetzung: Heute zeigt sich eine hohe Konzentration, mehr als 60% der Pflanzen werden von wenigen großen Unternehmen produziert. Auch das Sortiment der Sorten entwickelte sich zu Gunsten des Anbaus der sogenannten "instabilen“ Sorten, wie Gala und ihre Varianten, die von den meisten Verbrauchern geschätzt werden. Für die Baumschulen in Südtirol wird die korrekte Vorhersage der Nachfrage in Anbetracht der Verweildauer der Pflanzen in der Baumschule (2/3 Jahre) und die Bandbreite der verfügbaren Sorten enorm wichtig. „Südtirol ist bekannt für die hohe Qualität, welche auf dem Know-how der einzelnen Erzeuger basiert, das den Obstbauern in der Gegend ein hervorragendes Ausgangsprodukt garantiert“, schloss Bologna.

Josef Österreicher und Jürgen Christanells vom Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau referierten über die verschiedenen Schnitt-  und Anbausysteme für Apfelbäume.

Das primäre Ziel ist hohe Ernteerträge zu erhalten, konstant und von guter Qualität. Dies ist durch die sorgfältige Analyse der klimatischen und geologischen Bedingungen des Plantagenbodens möglich. Die Belichtung und Art des Schnitts sind ausschlaggebend: Der Haupttrend liegt darin, die Zahl der Bäume zu straffen, um die Ausbeute von Sonnenlicht auf die Früchte tragende Wand zu erhöhen und das Problem der apikalen Dominanz zu vermeiden, was auch Vorteile für die automatisierte Ernte mit sich bringt. „Die Morphologie der Plantagen ist in Südtirol sehr wichtig, da sie die Nutzung des begrenzt zur Verfügung stehenden Raums ermöglicht”, bekräftigte Christanell. In engem Zusammenhang mit diesem Problem stand der Fachvortrag von Robert Wiedmer, der das Thema des Bewässerungsmanagements der Apfelplantagen in Südtirol aufgriff. In Südtirol ist ein Bewässerungsmanagement nicht nur bei Sommertrockenheit notwendig, sondern auch im Frühjahr, als Frostschutzmittel, um die Knospen zu schützen. Der Eingriff durch den Menschen ist somit von grundlegender Bedeutung, auch um übermäßige Bewässerung zu vermeiden, welche zu einem etwas zu hohen Ertrag, zu Lasten der Qualität der Äpfel, zu einer potentiellen Vermehrung von Krankheitserregern und einer Verdünnung der Nährstoffe des Bodens führen würde. Dazu gibt es nun für die Obstbauern die Plattform MONALISA

Der zweite Teil des Morgens beschäftigte sich mit technologischen Innovationen, an dem das Land- und forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg arbeitet, um die Qualität der Südtiroler Produktion zu verbessern. Im ersten Vortrag stellte Jennifer Brenner die vom Versuchszentrum ausgearbeitete und umgesetzte Plattform EUFRUIT vor, mit der Absicht Wissen aus der praktischen Arbeit mit dem aus der theoretischen Arbeit, das sich bei den Laboruntersuchungen ergibt, zu verbinden, um die Informationen zu bündeln und sie für den Austausch verwendbar zu machen.  Im Rahmen von Projekten, um die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie zu erhöhen, vertiefte Dr. Angelo Zanella die Präsentation von MONALISA. Ein Projekt in Zusammenarbeit mit der EURAC und UniBZ, das sich auf die Umweltüberwachung der Region Südtirol konzentriert. Die Sammlung von physikalischen Daten des Ökosystems wird in den einzelnen Plantagen durch die Platzierung von Messstationen und Sonden möglich, mit dem Ziel, ein System zu schaffen, das den Obstbauern zukunftsgerichtete Informationen und Prognosen zur Verfügung stellt. 

Das Thema der technologischen Innovation der beim Obstanbau verwendeten Maschinen beendete die Konferenz. Der Vortrag von Michael Stauder vom IDM-Südtirol bot einen Einblick in Trends, die mit Konnektivität, mit der intelligenten Koordination von Aktivitäten Mensch-Mensch, Mensch-Maschine, Maschine-Maschine im Zusammenhang stehen. Dank der erhöhten Sensibilität für die Neo-Ökologie von Produzenten und Konsumenten und der Globalisierung der traditionellen Anbautechniken spielt Innovation eine zunehmend wichtige Rolle. Nach Stauder liegt „die Zukunft der Landwirtschaft, in Südtirol und anderswo, in Faktoren wie die Verbreitung von elektrischen Motoren und ökologischen, nachhaltigen Lacken, in der stärkeren Nutzung der Mechatronik und der Digitalisierung von Maschinen sowie dem Einsatz von automatischen Steuerungssystemen.“

 

 

Veröffentlicht am 26.11.2016
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Praktikanten pro Jahr
haben Chance Einblick in die Arbeit Team Dorfmann zu bekommen.
98
Prozent Anwesenheit
bei Abstimmungen im Plenum seit 2014.
356
Mal abgestimmt
habe ich in dieser Legislaturperiode